Wie der südsteirische Sauvignon Blanc die Welt eroberte
Wir haben schon einige Rebsorten beschrieben. Es gibt elegante, fruchtige, cremige und alles Mögliche unter diesen Sorten. Warum ist dann genau der Sauvignon Blanc das Aushängeschild der
Südsteiermark geworden?
Die Sorte hat für diese Position viel arbeiten müssen. Er war schon am Anfang des 19. Jahrhunderts präsent in der Südsteiermark, wurde aber hauptsächlich nur für den Gemischten Satz verwendet, was bei so einer Sortenvielfalt damals auch nicht verwundert. Erzherzog Johann wollte den Weinbau des Gebiets entwickeln und die perfekten Reben dafür finden. So lies er mehrere hundert Traubensorten aus Europa in die Steiermark importieren. Darunter auch einen sogenannten Muskat-Sylvaner. Unter diesem gar nicht passenden Namen wurde der Sauvignon Blanc in Österreich bekannt, obwohl die Sorte weder mit Muskatsorten noch mit dem
Silvaner verwandt ist. Der Ursprung ist auf Chenin Blanc und Traminer zurückzuführen.
Einige
Winzer haben die empfindliche Sorte auf ihren steirischen Steillagen gepflanzt und bewirtschaftet. Und man kann nicht sagen, dass es Liebe auf den ersten Blick war. Nicht mal auf den zweiten oder dritten Blick. Die Weinbauern haben eine große Auswahl an unterschiedlichen Sorten gehabt und die Anzahl an mit Sauvignon Blanc bepflanzten Flächen ist rasch zurückgegangen. Die Gefahr, dass die Sorte aus Österreich verschwindet, war mehr als realistisch. Aber dann ist etwas passiert, womit man gar nicht rechnen konnte. Im Jahr 1985 brach der Weinskandal aus. Es hat sich herausgestellt, dass viele Winzer ihre Süßweine mit Aufzuckerung herstellten und teilweise nicht nur mit Traubenzucker, sondern auch mit Diethylenglykol. Daher kommt der Name: Glycolskandal. Verständlicherweise hatten die Konsumenten ihr Vertrauen in die Süßweine verloren. Immer mehr Kunden wendeten sich den leichten, filigranen, aber trotzdem aromatischen Sauvignon Blancs zu. So hat sich die folgende Generation steirischer Winzer mit besonderem Augenmerk um die Sorte gekümmert und extrem aromatische Weine hervorgebracht. Dank des Fachwissens und der Beharrlichkeit der Winzer können wir heute den steirischen Sauvignon Blanc in unzähligen verschiedenen Formen probieren. Egal, ob wir uns für den klassischen, im Edelstahl ausgebauten Sauvignon mit Johannisbeeren, Holunder, etwas Kräutern und einem Hauch grüner Paprika entscheiden, oder ob wir einen Wein mit Holzkontakt und einer abgerundeten Säure, würzigen Nussnoten und intensiven Kräuteraromen aufmachen, eins ist sicher: ins Glas kommt Südsteiermark pur!