Wein im Mittelburgenland: Wo die Sonne den Blaufränkisch küsst

Wein im Mittelburgenland: Wo die Sonne den Blaufränkisch küsst

In Burgund Pinot Noir, an der Mosel Riesling und im Mittelburgenland Blaufränkisch – so einfach ist es. Der Weinbau konzentriert sich hier auf vier Ortschaften: in dem nordöstlichen Teil auf Horitschon, Neckenmarkt und Deutschkreuz und in dem östlichen Teil auf Lutzmannsburg. Die Gegebenheiten – der Boden, das Klima und das Fachwissen der Winzer – sind für den Blaufränkischen wie maßgeschneidert. Das Weinbaugebiet Mittelburgenland bezeichnet den mittleren Teil Burgenlands (surprise!) zwischen dem Neusiedlersee und Südburgenland. Im Westen und Osten ist das Gebiet durch Niederösterreich und Ungarn abgegrenzt. Die idealen Gegebenheiten enden aber natürlich nicht an der Staatsgrenze, sondern dehnen sich bis auf die Hügellagen der Ödenburger und Günser Gebirge in Ungarn aus. Trotz der bürokratischen Schwierigkeiten bewirtschaften einige engagierte Winzer aus dem Mittelburgenland auch Lagen in Ungarn. Hier erfährst du alles zu der Geschichte des Weinbaus im Mittelburgenland, den angebauten Rebsorten und wir werfen einen Blick auf das Klima und die Böden. Unsere Geheimtipps in Punkte Wein aus dem Mittelburgenland dürfen natürlich auch nicht fehlen. Also viel Spaß dabei das Mittelburgenland zu entdecken.


Von den Römern bis heute: Die Geschichte des Weinbaus im Mittelburgenland

Der Beginn des Weinbaus im Mittelburgenland wird, wie in vielen europäischen Weinbaugebieten, bis zu den Römern zurückdatiert. In vielen Quellen ist zu lesen, dass die römischen Truppen die Ersten waren, die Reben gezielt kultivierten. Traubenkernreste aus dem Gebiet deuten aber darauf hin, dass hier bereits Jahrhunderte davor Wein getrunken wurde. Auf dem ungarischen Teil des Gebiets wurden nicht nur Kerne, sondern auch rudimentäre Werkzeuge aus der jüngeren Eisenzeit gefunden, welche auf die Arbeit mit Weinreben hindeuten. Höchstwahrscheinlich wurden die Reben damals aber nicht bewusst kultiviert, die Bewohner des Gebiets haben sich nur um die Wildpflanzen gekümmert. Dass, der gezielte und organisierte Weinbau von den Römern auf dem Gebiet eingeführt wurde, ist unanfechtbar, war aber nicht der Hauptplan des Kaisers. Zu Beginn wollte er den Weinbau außerhalb der Gegend von Rom nicht zulassen, um die einheimischen Winzer vor Konkurrenz zu schützen. Mit der raschen Verbreitung des Römischen Reiches ist es aber schnell unmöglich geworden, die Soldaten mit heimischem Wein zu versorgen. So ist Marcus Aurelius Probust keine andere Wahl geblieben als die Aufhebung des Auspflanzungsverbots auf weiteren Gebieten des Reiches, inklusive des heutigen Burgenlands, durchzusetzen. Der Kaiser realisierte die Wichtigkeit des Weinbaus. Um die Qualität zu erhöhen, machte er sich auf die Suche nach den besten Sorten. Als Ergebnis seiner Suche hat er zwei Traubengruppen bestimmt. Die hunnischen und die fränkischen Sorten. Die fränkischen Sorten zeigten sich anpassungsfähiger und dadurch geeigneter für die europäischen Weinbaugebiete. Wahrscheinlich wird es niemanden überraschen, dass die heutige Paraderebsorte des Gebiets, der Blaufränkisch, seinen Namen aus dieser Zeit mitgebracht hat.

Die erste Blütezeit der Region als Weinbaugebiet dauerte bis zu der Völkerwanderung im 4. und 5. Jahrhundert an und musste bis zum 14. Jahrhundert auf ihre Wiederentdeckung warten. Die hier produzierten Weine wurden damals nicht nur regional getrunken, sondern nach Böhmen, Schlesien und Polen exportiert. Der Vormarsch des mittelburgenländischen Weines wurde aber im 16. Jahrhundert durch die Türkenkriege unterbrochen. Danach konnte der Weinbau immer noch nicht aufatmen, da sich, nach einer kurzen Pause, die Reblaus auf dem Gebiet verbreitete. Mehrere Jahren lang haben die Winzer mit den Insekten kämpfen müssen, bis die effektive Lösung in der Form von Veredlung von amerikanischen Wurzeln mit europäischen Rebstöcken, gefunden wurde. Mit großer Sicherheit können wir sagen, dass der große Gewinner dieser Zeit der Blaufränkisch ist. Denn nach den Jahren der Reblaus hat der Blaufränkisch die Führungsrolle in den mittelburgenländischen Weingärten übernommen. Seitdem zeigt er Jahr um Jahr welch Spitzenweine man aus ihm produzieren kann und ist aus dem Mittelburgenland nicht mehr weg zu denken.
Grafik mit Statistiken zum Weinbau im Mittelburgenland

Die Qualitätsstufen des Mittelburgenland DAC

Wenn eine Rebsorte ihr Lieblingsgebiet gefunden hat, zeigt sich das auch gerne in der Flasche. Die Weine sind präzis, gehaltvoll und regionaltypisch. Vor allem aber nie langweilig. Die einzelnen Flaschen tragen die Handschriften der Winzer. Damit wir den richtigen Blaufränkischen für unser Abendessen aussuchen können, werden die Weine in unterschiedlichen, gut definierten Qualitätsstufen geordnet. (Apropos, Team Ab-Hof-Weine könnt Ihr immer gerne mit Fragen über Wine and Food Pairing kontaktieren) Das Gebiet Mittelburgenland hat sich zur Gänze dem Blaufränkisch gewidmet. Dementsprechend wurde das DAC-System des Gebiets auf diese Sorte ausgerichtet. Seit 2005 können die regionalen Winzer ihre Weine, die aus der Sorte Blaufränkisch gekeltert wurden, unter drei Kategorien der geschützten Ursprungsbezeichnung Mittelburgenland DAC vermarkten:
  • Mittelburgenland DAC
  • Mittelburgenland DAC mit Riedenbezeichnung
  • Mittelburgenland DAC Reserve
Wenn wir bei der Analogie des Abendessens bleiben, wäre der Mittelburgenland DAC ein super Begleiter für Gerichte, wie zum Beispiel würzige, intensive Ofenkartoffel mit Ofengemüse. Die massive Struktur der Kartoffeln wird durch die Säure und den fruchtigen Geschmack des Weines erleichtert und das Ofengemüse harmonieren hervorragend mit der Würzigkeit im Wein. Der Wein ist entweder im Edelstahl oder großen Holzfass ausgebaut und bewahrt so die Fruchtigkeit und Würze der Sorte.

Mittelburgenland DAC mit Riedenbezeichnung sind Weine, welche ausschließlich die Verwendung von Trauben aus einem Weingarten oder einer Riede zulassen. Rieden sind kleine Landstücke, die mit ihren besonderen Gegebenheiten (Boden, Mikroklima) einzigartige Trauben erziehen können. Die von hier geerntete Trauben werden mit keinem anderen Traubenmaterial verschnitten, um den einzigartige Charakter der Lage zu bewahren und in die Flaschen zu transportieren. Blaufränkisch DAC mit Riedenbezeichnung hat einen Mindestalkoholgehalt von 13 %. Um den Alkohol einzubinden und die Langlebigkeit der Weine zu fördern, werden sie in großen oder kleinen Holzfässern ausgebaut. Auch diese Weine bewahren ihren fruchtigen Charakter mit dunklen Waldbeeren. Die Würze wird aber durch den Holzeinfluss ein wenig abgemildert und erscheint in Form von süßen Holznoten. Die Weine sind durch eine weiche Tanninstruktur gekennzeichnet und passen hervorragend zu unterschiedlichen Fleischgerichten von Schwein bis Rind und immer zu einem saftigen Ragout.

Nach dem Motto: gute Ding braucht Weile, kommen Weine mit der Bezeichnung Mittelburgenland DAC Reserve erst zwei Jahren nach der Ernte auf den Markt. Die Zwischenzeit verbringen sie entweder im großen Holzfass oder im kleinen Barrique und arbeiten daran ihre charakteristischen Noten von intensiven Holzaromen in Harmonie zu bringen. Die lange Arbeit lohnt sich, weil die Weine sehr ausgewogen und balanciert sind. Sollten wir nach einer Begleitung zu unserem Steak oder Wildgericht suchen, brauchen wir nicht lange überlegen. Die Mittelburgenland DAC Reserve Weine präsentieren sich rund, mit weichen Tanninen, leichten schokoladigen Noten und passen hervorragend zu anspruchsvollen Fleischgerichten. Trotz allem bleiben aber auch hier die dunklen Beeren und Kirschen die dominierenden Aromen.

Weitere Rebsorten im Mittelburgenland

Obwohl das Gebiet Mittelburgenland sich als „Blaufränkischland“ in den letzten 80 Jahren im Allgemeinwissen etabliert hat, gibt es auch hier andere Rebsorten zu finden. In erster Linie werden in der Region weitere Rotweinsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot oder der unabdingbare Zweigelt gepflanzt. Aber auch einige Weißweinsorten verstecken sich in den Weingärten des Mittelburgenlands.


Zweigelt

Den Zweigelt muss man Liebhabern österreichischer Weine nicht mehr vorstellen. Jeder kennt die einheimische Sorte, welche mit einer strahlenden, fruchtigen Struktur sowohl Rotwein,- als auch Weißweintrinker überzeugen kann. Aufgrund des warmen Klimas und der tiefgründigen Bodenstruktur wird der Zweigelt hier etwas opulenter. Die sonst so typischen leichten Fruchtnoten werden von dunklen Beeren, Kirsche und kandierten Früchte abgelöst. Zusätzlich erscheinen leichte Röstaromen und Würze vom Holzausbau. Aufgrund seiner kräftigen Struktur braucht man beim Food-Pairing auch keine Angst haben, dass der Wein neben kräftigeren Gerichten untergeht. Der Zweigelt aus dem Mittelburgenland ist auch zu Käseplatten mit intensiven Käsesorten zu empfehlen. Das Zusammenspiel von Früchten und Würzigkeit im Wein harmonieren nämlich hervorragend mit salzigem Hartkäse, wie Pecorino, Cheddar oder Comte.


Cabernet Sauvignon

Der Cabernet Sauvignon fühlt sich im warmen mittelburgenländischen Klima besonders wohl. Da er eine spätreifende Sorte ist, profitiert er enorm von dem langen und warmen mittelburgenländischen Sommer und kann so die Aromen voll ausbilden. Oft empfiehlt es sich einen Cabernet Sauvignon aus dem Mittelburgenland noch eine Weile im Keller zu lagern, damit die intensive Tanninstruktur mit den dunklen Fruchtnoten in Harmonie kommen kann. Obwohl der Cabernet Sauvignon als ein typischer Begleiter zu Steaks und Fleischgerichten bekannt ist, dürfen wir ihn bei vegetarischen Gerichten auf keinen Fall vergessen. Versuch einmaleinen vegetarischen Burger mit mittelburgenländischem Cabernet Sauvignon zu servieren. Deine vegetarischen und veganen Freunde werden garantiert beeindruckt sein.


Merlot

Merlot pflanzt man ausschließlich in warmen Gebieten, wo diese langsam-reifende Sorte in voller Kraft erscheinen kann. Erfolgt die optimalen Aromabildung wird der Wein sehr rund, mit intensiven Noten von Kirsch- und Pflaumenmarmelade. Abgerundet wird das Ganze von dunkelr Schokolade und einem Hauch von Lakritze, Minze oder eventuell Vanille. Sind wir auf der Suche nach dem perfekten Begleiter zu saftigen Spareribs mit BBQ-Sauce; brauchen wir nicht lange suchen und einfach unseren Blick aufs Mittelburgenland lenken.


Chardonnay

Chardonnay ist die am häufigsten gepflanzte weiße Rebsorte der Welt. Wie erreicht das eine Sorte? Was macht den Chardonnay genauso attraktiv für neuseeländische, kalifornische und österreichische Winzer? Einerseits seine Anpassungsfähigkeit, andererseits ist die Sorte wegen seiner Weltberühmtheit ein guter Ausgangspunkt für den Vergleich von unterschiedlichen Weinbaugebieten. Abhängig von Weinbaugebiet und den Wetterbedingungen des aktuellen Jahrgangs können die Trauben sowohl für Edelstahl,- als auch für Holzausbau geeignet sein. Aufgrund des warmen Klimas werden die Trauben im Mittelburgenland mit hohem Reifegrad geerntet und viele Winzer entscheiden sich für den Holzausbau. Nach einer gewissen Zeit im Holzfass zeigt sich der Wein rund und elegant, mit cremiger Struktur. Gelbe und exotische Fruchtnoten sind dominant, welche von Vanille und Butter ergänzt werden. Mittelburgenländischer Chardonnay passt perfekt zu cremigen Pasta- sowie zu Fischgerichten.
Rebsorten im Mittelburgenland

Unsere Top 5 Weine aus dem Mittelburgenland

  1. Weinbau Edwin Weber – Blaufränkisch Classic 2020
    Wie könnten wir unsere Aufzählung anders als mit einem Blaufränkisch beginnen, welcher sogar von “Die Presse Weingenuss“ für das tolle Preis-Leistungs-Verhältnis ausgezeichnet wurde. Im Wein dominieren die Herzkirschen, gefolgt von zarten floralen Noten und einer leichten Salzigkeit im Abgang. Direkt zum Wein
  2. Weingut Ernst – Grüner Veltliner 2020
    Ein komplexer und anspruchsvoller Vertreter der österreichischen Flagship-Sorte. Der pfeffrige Charakter des Grünen Veltliners bleibt auch auf den mittelburgenländischen Böden im Wein erhalten, wird aber von exotischen Fruchtnoten ergänzt.
  3. Weingut Ernst – Zion 2016
    Der Wein ist eine richtige Belohnung für die Geduld. Der Cuvée aus Blaufränkisch, Zweigelt, Cabernet Sauvignon und Merlot ist nach all den Jahren immer noch eine richtige Fruchtbombe. Neben den intensiven Waldbeernoten, überzeugt der Wein mit einer Frische von Zitrusfrüchten, die durch zarte Waldkräuter abgerundet werden.
  4. Lisztweine Schumitsch-Stocker – Blaufränkisch DAC Reserve 2018
    Mittelburgenland pur! Der Wein präsentiert uns die erwarteten Aromen von dunklen Beeren, gepaart mit unerwarteten aber sehr angenehmen Kräutern und einer zarten Schokoladennote.
  5. Weingut Edwin Weber – Welschriesling 2021
    Die Ausnahme, welche die Regel bestätigt. Mit seiner Frische und Lebendigkeit bringt der Welschriesling Abwechslung in das Bild über das Mittelburgenland. Der Wein zeigt, dass hier nicht nur tiefe, kräftige Rotweine ihren Platz finden können, sondern auch mit Stachelbeeren, Zitrus, – und Apfelaromen gefüllte Sommerweine.

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Klima und Böden im Mittelburgenland

In Mittelburgenland, sowie in anderen Teilen vom Burgenland herrscht ein mildes Klima mit heißen Sommertagen und einem gemäßigten Winter. Beim Erwerb des Titels des „Blaufränkischlandes“ hat die hohe Anzahl an Sonnenstunden, ungefähr 300 Stunden/Jahr, enorm beigetragen. Obwohl das Weinbaugebiet Mittelburgenland von dem Günser und Ödenburger Gebirge eingerahmt ist, kann der milde pannonische Wind von Osten ungestört einströmen und die Trauben nach einigen regnerischen Tagen schnell abtrocknen. An diesen Tagen sammelt sich die Flüssigkeit im tiefgründigen Boden und wird für schlechtere Zeiten gespeichert. Die gute Drainage (Wasserspeicherkapazität) des Bodens ermöglicht die optimale Wasserversorgung der Reben auch in feuchtigkeitsarmen Zeiten. Die Bodenstruktur der Region ist relativ einheitlich, tiefgründiger Lehmboden herrscht in den Weingärten und bietet eine nährstoffreiche Basis für extraktreiche und vielschichtige Rotweine. Für das abwechslungsreiche Bodenbild sorgen Schiefer-, Sand- und Schotterinseln, welche für Mineralität und Frische in den Weinen sorgen. So ist es kein Wunder, dass diese kleinen Bodenstücke von den Weißweinsorten bevorzugt werden.

FAQ: Mittelburgenland Wein

  • Wo liegt das Weinbaugebiet Mittelburgenland? Das Weinbaugebiet Mittelburgenland liegt südlich vom Neusiedler See. Im Norden trifft es für ein kleines Stück des Weinbaugebiets Rosalia, im Westen auf Oberösterreich, im Süden auf Eisenberg und von Osten auf die Staatsgrenze von Ungarn.
  • Welche Weinsorten werden im Mittelburgenland gepflanzt? Im Mittelburgenland wird hauptsächlich Blaufränkisch produziert. Außerdem sind weitere Rotweinsorten, wie Merlot, Cabernet Sauvignon und Zweigelt auch beliebt. Wenn es um den Weißweinen geht, konzentrieren sich die regionalen Winzer auf weiße Burgundersorten, wie Chardonnay und Weißburgunder und auf den Grünen Veltliner.
  • Warum nennt man Mittelburgenland auch Blaufränkischland? In den ‘70-er, ’80-er Jahren haben die regionalen Winzer festgestellt, dass das Gebiet ideale Bedingungen für die Sorte aufweist. Seitdem hat Blaufränkisch die herrschende Rolle in den mittelburgenländischen Weingärten übernommen und bringt nicht nur nationale, sondern auch internationale Anerkennung.
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